Ruine Neu – Leonroth
Danke an Karl – Heinz für den Text.
Die beeindruckende, weitläufige Ruine der Höhenburg Neu-Leonroth steht, verwunschen in einem Wald, der sie inzwischen mit allerlei Ranken fest umschlungen hat, auf einem von St. Martin am Wöllmißberg nach Nordosten herabstreichenden Höhenzug, am südlichen Rand des Gößnitzgrabens.
Sie befindet sich dort auf einem nach Nordosten und Südwesten orientierten, nach Süden und Südosten in Steilabfällen endenden Rücken, welcher zwischen dem Gößnitzbach und dem Wöllmißbach liegt. Südwestlich, nördlich und nordöstlich der Burganlage befinden sich künstlich angelegte Gräben.
Alt-Leonroth
wurde zu Beginn des 12. Jahrhunderts errichtet. Die Burg war eine Sperrfeste für die ehemals stark benützte Straße, die über den Wöllmiß- und Herzogberg auf die Pack und nach Kärnten führte. Alt-Leonroth wurde aufgegeben und dem Verfall überlassen. Alt-Leonroth liegt etwa 2,5 Kilometer südsüdwestlich von Neu-Leonroth und neben Teilen der Ringmauer sind alle Mauerreste der Burg nur mehr als Fundamente erhalten.
Besitzer dieses Gebietes waren anfänglich die Eppensteiner. Seit 1103 gehörte es dem Stift St. Lambrecht, das wahrscheinlich bald darauf die Burg erbaute. Ein Otto von Krems, mit dem Beinamen von „Lewenrode“, erscheint zwischen 1197 und 1224 öfter im Gefolge der babenbergischen Landesherren. Später wohnten hier niedrige Adelige als Burggrafen des Stiftes St. Lambrecht. So waren die Waldsteiner und die Ligister als Burggrafen auf Leonroth. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts hatten die Wallseer und Leibnitzer, um 1400 die Polheimer und Pernecker die Herrschaft als Lehen inne. 1440 erhielt Hans von Stubenberg das Lehen. Er verkaufte 1442 diesen Lehenanteil an den Festen Alt- und Neu-Leonroth an Friedrich Lubgaster. 1478 ist vom „gsloss“ und „sicz“ Leonroth und von Alt-Leonroth die Rede.
Der Name Leonroth
gilt als höfischer Burgname und setzt sich aus dem mittelhochdeutschen „Lewe“ oder „Leun“ für Löwe oder dem Personennamen Leo sowie dem mittelhochdeutschen roden was soviel wie urbar machen bedeutet zusammen. Eine Deutung des Namens als Rodung am Hügel ist auch möglich. Der Namensbestandteil Alt dient zur Unterscheidung von der Burg Neu-Leonroth. Neben dem Namen Leonroth in verschiedenen Schreibweisen wird die Burg auch Waldschloss, Lestein oder Lippen-Jakl-Schlössl genannt.
Neu-Leonroth
Wann genau mit dem Burgbau am Standort der heutigen Burg Neu-Leonroth begonnen wurde, ist unbekannt, aber als um 1300 der Weg über die Pack von der Teigitschklamm in das Gößnitzbachtal verlegt wurde, wurde Alt-Leonroth aufgegeben und in der Nähe der neuen Straße Neu-Leonroth errichtet. Anfang des 14. Jahrhundert wurde die Hauptburg mit einer außergewöhnlich umfangreichen spätgotischen Vorburg von Burggrafen des Stiftes St. Lambrecht errichtet. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts hatten die Wallseer und Leibnitzer, um 1400 die Polheimer und Pernecker, letztere zur Hälfte, die Burg als Lehen inne. 1440 erhielt Hans von Stubenberg das Lehen über Leonroth. Er verkaufte 1442 seinen Lehenanteil an den Festen Alt- und Neu-Leonroth an Friedrich Lubgaster. 1596 erscheint Leonroth unter den Kreidfeuerstationen.
Kreidfeuer
(von lateinisch quiritare, schreien, um Hilfe rufen), manchmal auch Kreitfeuer, sind Warnfeuer, die im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit verwendet wurden, um das Herannahen von Gefahren zu signalisieren. Die einzelnen Stationen waren exponiert gelegene Burgen oder Berggipfel. An jedem Standort standen immer zwei Holzstöße bereit, einer mit trockenem und einer mit feuchtem Holz. Wenn eine Nachricht weitergegeben werden musste, wurde tagsüber der feuchte Holzstoß entzündet (Nachrichtenübertragung durch den aufsteigenden Rauch), nachts der trockene Holzstoß (Übermittlung durch den Feuerschein).
Über die Burg:
Seit 1585 war die Herrschaft Leonroth unter den Kainachern wieder vereint. 1629 musste diese protestantische Adelsfamilie auswandern. Andreas Freiherr von Kainach verkaufte 1629 die Burg an Probst Simon und dem Kapitel von Stainz. 1630 erfolgte die Belehnung des Probstes durch das Stift St. Lambrecht. Die Herrschaft wurde nunmehr von Lankowitz aus verwaltet.
Die Burg wurde dem Verfall preisgegeben.
Noch 1682 wurde den Priestern von St. Lambrecht das Recht zugesprochen, in der halbverfallen Burgkapelle von Leonroth die Messe lesen zu dürfen. Nach Aufhebung der Stifte Stainz und St. Lambrecht in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts kam die Herrschaft Leonroth an den staatlichen Religionsfonds.
Die Grundstruktur der Hauptburg besteht aus einem leicht verzogenen, länglichen Rechteck von ca. 50 x 18 Metern, an dessen beiden Schmalseiten jeweils ein Wohntrakt stand.
Der an der Westseite des Hofs liegende Wohntrakt dürfte das eigentliche Wohngebäude der Burg gewesen sein. Die Breite der gegen den Hof gerichteten Ostseite lässt sich noch mit etwa 16 Metern rekonstruieren. Davon ist die südliche Hälfte 2 Stockwerke hoch erhalten.
Ungewöhnlich ist der Umstand, daß der Wohnbau an der am stärksten gefährdeten Stelle der Burg liegt. Dort ist er zwar durch einen tiefen aus dem Felsen gehauenen Halsgraben geschützt, der eine etwa 20 x 20 Meter große Fläche aus dem Gelände aussondert, jedoch fehlen an dieser exponierten Stelle die aufwändigen spätgotischen Befestigungen bestehend aus Ringmauer und Halbrundtürmen, wie man sie an der eigentlich hinter der Burg liegenden „Vorburg“ findet.
Die durch den Halsgraben abgetrennte Fläche wäre ideal für einen isoliert stehenden Bergfried geeignet, wie man ihn bei gotischen Burgen häufig findet. Der Felsen wirkt in diesem Bereich zwar geglättet, es lassen sich dort aber keinerlei Spuren für einen Turm finden.
Die östlich der Hochburg gelegene Vorburg lag damit eigentlich hinter der Burg. Der Zugang erfolgte vom Westen her, unter Umgehung der beiden vorgelagerten tiefen Halsgräben und führte an der Hochburg vorbei zu einer äußeren Toranlage die aus einem Fahrtor und einem darüber im Steilhang liegenden, nur für Fußgänger begehbaren kleineren Tor bestand.
Flankiert wurde das Tor von einem Halbrundturm der auf mehreren Ebenen für den Gebrauch von Feuerwaffen bestimmte Scharten aufweist.
Die dahinter liegende Vorburg umfaßte eine Fläche von ca. 90 x 25 Metern und diente wohl der Unterbringung von Wirtschaftsgebäuden, von denen sich auch noch geringe Reste erhalten haben. Die vor allen an der Nordseite in voller Höhe erhaltene Ringmauer wird durch zwei weitere Halbrundtürme mit Schlüssel- und Maulscharten sowie Schießkammern flankiert. Im Norden wird die Ringmauer von einem vorgelagerten Graben mit „Contrescarpe“ begleitet, an der Südseite war dies wegen des Steilabfalls weder möglich noch notwendig.
Die „Contrescarpe“
ist die äußere Mauer des Hauptgrabens um eine Festung. Die gegenüberliegende innere Grabenmauer heißt dagegen „Escarpe“.
Hinter dem äußeren Burgtor verlief der Weg in einer 180-Grad-Kurve zur Hochburg hinauf. Das letzte Stück des Weges wurde in einer spätgotischen Torrampe geführt, an deren Anfang ein kleiner quadratischer Turm stand. Eine Besonderheit dieser Torrampe ist das ungewöhnliche Mauerwerk aus schräg verlegten plattigen Steinen. Wahrscheinlich sollte damit über dem zerklüfteten Felsfundament eine horizontale Abgleichslage geschaffen werden, ab der dann auf herkömmliche Weise weitergemauert wurde. Unterhalb der steilen Rampe lag ein tonnengewölbter Raum, der über ein im Fußboden eingelassenes „Angstloch“ zugänglich war. Mehrere Scharten an der Nordseite erlaubten die Kontrolle des Bereichs hinter dem äußeren Burgtor.
Als Angstloch
(vermutlich von lat. angustus „eng“) bezeichnet man in mittelalterlichen Burgen und Festungen einen engen Zugang zu einem darunter liegenden Raum. Das Angstloch befand sich meist über dem Untergeschoss eines Bergfrieds. Die Bezeichnung dieser Räume als „Verlies“ entstammt der romantisierenden Burgenkunde des 19. Jahrhunderts.