Hexentreffpunkt Guttenberg

 

 

Beschreibung:

Der Mystic Place ist ein 855 m ü. A. hoher Berg im mittleren Waldviertel in Niederösterreich, etwa 12 km südlich der Bezirkshauptstadt Zwettl. Er stellt die höchste Erhebung der Marktgemeinde Grafenschlag dar und liegt in deren Katastralgemeinde Wielands.

Den Ort umgibt eine besondere Aura. Als wir den Berg im November 2020 besucht haben, waren so ziemlich alle Bäume am alten Hexentreffunkt abgestorben obwohl ringsherum die Vegetation durchaus lebendig erschien – trotz der späten Jahreszeit. Das tote Holz war überzogen von Hexenmoos (einer Flechtenart). Vielleicht nur Zufall, aber im Bezug auf die Legende und die Erzählungen, die sich um diesen Mystic Place ranken, doch eine Spur unheimlich. Der alte Hexentreffpunkt liegt am höchsten Punkt des Guttenbergs, und bietet einen fantastischen Rundumblick.

 

 

Geschichtliches:

1160 wird der Guttenberg zum ersten Mal schriftlich erwähnt, 1255 besteht auf dem zum Netz der Waldviertler Wachtberge gehörenden Berg eine Burg (castrum in Gutenberch). 1465 werden die Reste dieser Burg dann zum Bau einer Schanze (Tabor) verwendet, 1581 ist nur noch von einem öden Schloss die Rede. Heute sind keinerlei bauliche Reste vorhanden, nur Gewölbe und Spuren von Wall und Graben finden sich noch.

 

Mystik & Legenden:

Wie wenige Stätten im Waldviertel ist gerade der Guttenberg von einer Vielzahl von Sagen und Überlieferungen umrankt. Einige davon haben wir für euch hier zusammen getragen:

 

Die Überlieferung vom Geisterbründl

Auf dem hohen Guttenberg bei Grafenschlag befinden sich mehrere Steinblöcke mit einem Kessel und einigen Schüsseln. In dem großen Kessel haben Hexen (oder wilde Weiber?) die Mahlzeit bereitet und aus den Schüsseln gegessen. Das Wasser zum Kochen haben sie aus einem Bründl, das etwas tiefer aus dem Boden kommt, geholt. Bei Gewissen Zeiten (Walpurgis oder Johannesnacht) ist es bei dem Bründl heute noch nicht geheuer, da sieht und hört man allerhand Unheimliches.

Die Überlieferung vom Opferbründl

In der Umgebung von Grafenschlag heißt eine Bodenerhebung „hoher Guttenberg“. Hier befindet sich ein Granitblock mit Schalen oder Schüsseln, die der Meinung alter Leute nach, zu Opferzwecken gedient haben. Unterhalb dem „Opfersteine“ befindet sich eine Quelle, bei der einmal gegraben wurde und verschiedene Sachen aus alter Zeit zum Vorscheine kamen. Welcher Art aber diese altertümlichen Dinge waren, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Man nimmt aber an, dass die Sachen bei dem Bründl Hexen haben liegen lassen, als diese ihre Rituale vollzogen und von heimlichen Beobachtern dann aufgeschreckt und verscheucht wurden.

Die Überlieferung davon, wie man arme Seelen erlösen kann

In der Nähe des Guttenbergs wohnte ein Mann der immer behauptet hat: “Wie ich auf diesen Hof gekommen bin, ist schon ein Geist im Haus gewesen.“ Immer wenn seine Gattin außer Haus war hörte er den Geist rumoren und herumpoltern.

Eines Tages kam seine Mutter zu besuch. Da er schon ganz unruhig war und ihm der Gedanke an den Geist keine Ruhe ließ, erzählte er der Mutter die unheimlichen Vorkommnisse. Doch die Mutter blieb ruhig und gab ihm den guten Rat: “Weißt du Bub, Du brauchst keine Angst zu haben. Du musst nur sagen: „Alle gute Geister loben Gott, den Herrn, was ist der armen Seele ihr begehren?“ Dann musst du der armen Seele etwas versprechen oder ihr einen Wunsch erfüllen, dann Bub, hast du deine Ruhe.“ Und so geschah es auch. Nachdem der Mann den Geist befragt und ein Versprechen abgegeben hatte war der Geist verschwunden und nie mehr gehört worden.

Von Hexen und Geistern (Erzählung eines Einheimischen)

Eines Nachts, es war Ende April (Walpurgisnacht), da ging ein Hirte von der Ortschaft Wielands nach Bromberg. Er musste dabei in der Nähe des Guttenberges vorüber. Wie erstaunt war er, als er sah, dass auf dem Berg ein Feuer brannte. „Haben doch die Lausbuben hier ein Feuer angezündet“, dachte er bei sich und: „Na wartet, ich werde es euch zeigen!“. Wie leicht kann doch durch eine solche Unvorsichtigkeit ein Waldbrand entstehen.
Er packte seinen dicken Hirtenstock fester und ging auf den Berg. Bald erreichte er einen großen Felsen, um den er vorsichtig schlich. Nun hatte er das Feuer genau vor sich. Wie entsetzt war er aber, als er anstatt der vermuteten Buben gar seltsame Gestalten rings um das Feuer bemerkte.
Die meisten von ihnen waren in Felle gehüllt. Sie hatten Bärenköpfe, Hirschköpfe und Ochsenschädel, nichts Menschliches war an ihnen. Einer von ihnen, wahrscheinlich der Anführer, stand vor einem großen Stein, auf dem viele Arten von Speisen ausgebreitet waren. Es schien ihm, als ob er eine Andacht, eine Messe, feiern würde.
Stumm hockten die anderen ringsherum und betrachteten sein geheimnisvolles Tun. Wohl eine Viertelstunde stand er starr vor Furcht und sah der seltsamen Gesellschaft zu. Die Zauberer und Hexen, nur um solche konnte es sich hier handeln, hatten mittlerweile ihre Feier beendet und sammelten sich nun laut redend um den Stein, griffen nach den dort ausgebreiteten Speisen und ließen es sich gut schmecken.

„Jetzt kannst du unbemerkt entkommen“, dachte er und wollte leise davonschleichen. Doch ihm schwanden fast die Sinne, nahm ihn doch jemand beim Kragen und stieß ihn zum Feuer hin. Einer der Teufel hatte sich hinter ihn geschlichen und ihn gepackt. „Nun hat deine letzte Stunde geschlagen „, ging es ihm durch den Kopf und er rief in Gedanken alle Heiligen um Hilfe an.
Man empfing ihn mit großen Geschrei und Gelächter. Einige der zottigen Kerle ergriffen des Hirten Hände und wirbelten ihn im Kreis, sodass ihm davon ganz schwindlig wurde. Dann zerrten sie den armen Kerl zum Opferstein. Dort musste er von all den Speisen essen, die hier ausgebreitet lagen und aus vielen Krügen trinken, welche mit gar wohlschmeckenden Getränken gefüllt waren. Seine Angst schwand, alles war ihm gleichgültig geworden. Er aß und trank daher, soviel er nur konnte denn er war davon überzeugt: „Das ist deine Henkersmahlzeit.“ Als ihm seine „liebenswerten“ Gastgeber jedoch nichts zuleide taten, da wurde er mutiger und dachte: „Sollte ich noch einmal davonkommen und diese Geschichte den Leuten im Dorf erzählen können, wer wird mir glauben?“
Um das Erlebnis beweisen zu können, steckte er daher heimlich ein großes Stück Schinken und mehrere der herrlich duftenden Hahnflecken in seine Taschen. Hahnflecken sind scheibenförmige, fette, gebackene Mehlspeisen, die ihm stets gut geschmeckt hatten.

Nach einiger Zeit bemerkte er schließlich, dass die Zaubergestalten weniger wurden. Manch einer setzte sich auf einen Besen und fuhr Funken sprühend durch die Luft davon, andere verschwanden halb hüpfend, halb fliegend im Unterholz. Schließlich, er glaubte schon, sie hätten auf ihn vergessen, nahm den Hirten ein mächtiger Kerl beim Rock, zog ihn zu sich auf einen großen Besenstiel und schwang sich jauchzend und schreiend in den dunklen Nachthimmel.

„Jetzt erwischt es dich doch noch „, dachte der Hirte und wagte kaum die Augen zu öffnen. Nachdem die wilde Fahrt einige Zeit gedauert hatte, näherten sich die beiden wieder dem Erdboden. Der Kerl, es muss der oberste Teufel persönlich gewesen sein, stieß ein gräuliches Gelächter aus und stieß den braven Mann vom Besen. Dann brauste er davon. Ein Holzarbeiter, der am Morgen zur Arbeit ging, fand ihn schließlich und nahm ihn mit in sein Haus. Ungläubig lauschten die Leute dort seiner Erzählung. Da fielen dem Mann der Schinken und die Hahnflecken ein, die er ja noch in seinen Taschen hatte. Wie lachten ihn jedoch alle aus, als er diese Speisen aus den Taschen zog und bemerkte, dass sie zu einer übelriechenden, stinkenden Masse geworden waren. Drei Tage benötigte er, um wieder nach Hause zu kommen, so weit hatte ihn der Böse mitgenommen. Als er endlich daheim war da war er durch die ausgestandenen Ängste und durch den weiten Marsch so schwach und krank, dass er lange Zeit das Bett hüten musste. Ganz gesund wurde  er nie mehr.

 

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