Alter Sessellift

Beschreibung:

Die Talstation der alten Liftanlage liegt gut erreichbar an einer Strasse inmitten der steirischen Landeshauptstadt. Obwohl die Liftanlage selbst bereits vor Jahren abgebaut wurde, ist das Gebäude der ehemaligen Talstation noch recht gut erhalten und bietet dem Urbexer einige interessante Fotomotive. Auch die Schneise durch den Wald ist noch gut sichtbar. Ein kleiner Lost Place mit einer tragischen Geschichte.

 

Historisches:

Am 1. Mai 1954 um 10 Uhr wurde die Einer-Sesselliftanlage an der Ostseite des Plabutsch eröffnet. Eine ähnliche Anlage war ein Jahr zuvor auf der Nordseite des Schöckls eröffnet worden. Neben der Bergstation befand sich ein Restaurant, das 1966 um ein Berghotel erweitert wurde. Die Talstation war mit der Straßenbahn (Linie 3) zu erreichen. So konnte man in weniger als 40 Minuten vom Jakominiplatz aus den Fürstenstand am Gipfel des Plabutsch erreichen.

Am ersten Wochenende wurden bereits über 2000 Fahrgäste befördert.

Am späten Nachmittag des 2. April 1956 (Ostermontag) kam es kurz vor Betriebsschluss um 17 Uhr zu einem Unfall. Nachdem die Anlage für das Zusteigen einer gehbehinderten Frau kurz abgeschaltet und die erste Bremse gezogen worden war, setzte sie sich von selbst wieder in Gang und beschleunigte auf das Fünffache der Betriebsgeschwindigkeit. Zu diesem Zeitpunkt war der Lift fast ausschließlich talwärts besetzt und damit einseitig belastet.

Einige Fahrgäste, die zu diesem Zeitpunkt in die Talstation einfuhren, wurden im Bereich der unteren Umlenkungs-Seilscheibe aus ihren Sitzen geschleudert. Als baulicher Mangel stellte sich zudem der zu geringe Abstand zwischen den Sesseln und den Säulen der Talstation dar, da durch die hohe Geschwindigkeit die Sesseln nach außen schwangen und so mehrere wartende Fahrgäste trafen, was die Anzahl der Verletzten erhöhte. Als die mechanische Zusatzbremse, die zuerst nicht betriebsbereit war, griff, schleuderte das Förderseil in der Nähe der Bergstation aus der Führung des Stützpfeilers 9. Ein Fahrgast fiel aus seinem Sitz und stürzte zehn Meter in die Tiefe. Er starb kurz nach Einlieferung in das Grazer Unfallkrankenhaus. Zehn weitere Fahrgäste wurden zum Teil schwer verletzt. Die Feuerwehr barg insgesamt 48 Fahrgäste.

Ein verändertes Freizeitverhalten Ende der 1960er bewirkte einen merklichen Rückgang an Fahrgästen. Zudem waren Hotel und Restaurant über die Jahre hinweg, neben dem Lift, nur mittels einer provisorisch errichteten Straße zu erreichen, die bis Anfang der 1970er stark verfallen war. Ohne sanierte Straße sah sich der damalige Pächter veranlasst, der hohen Unkosten wegen, aufzuhören. Versuche des Besitzers scheiterten, mittels bereits zugesicherter Subventionen von der Stadt Graz und vom Land Steiermark eine sanierte Zufahrtsstraße auf den Berg zu bekommen und so an einen neuen Pächter zu gelangen. Im Dezember 1971 wurde auch der Lift, nachdem Hotel und Restaurant Monate zuvor zugesperrt wurden, eingestellt. Unfreiwillig wurde so der Lift eingemottet und nur unregelmäßig angeblich für Lastenbeförderungen wieder in Betrieb genommen.

1982 errichtete der Eigentümer aus Eigenmitteln eine neue Straße. Hotel und Restaurant wurden nach zehnjährigem Verfall mit hohem finanziellen Aufwand und mit neuem Pächter wiedereröffnet. Der hohen Kosten wegen und erneut auf finanzielle Unterstützung von Stadt und Land wartend unterblieb vom Besitzer die Sanierung bzw. ein Neubau der veralteten Sesselliftanlage.

Ende der 1980er Jahre baute man die Anlage daher Schritt für Schritt ab. Zuerst wurde die Liftanlage demontiert, Ende der 1990er folgte der Abriss der verbliebenen Reste der Bergstation.

 

Galerie:

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