Alter Bahnhof

Beschreibung:

Der alte Bahnhof liegt gut versteckt hinter Büschen und wilder Vegetation in der Nähe von St. Pölten. Teile des Bahnhofs sind noch in Betrieb, der stillgelegte Teil ist aber ein Arsenal an Technik der vergangenen Jahrzehnte und des letzten Jahrtausends. Viele teilweise schon verrostete Loks und Wagons geben einen Einblick in die Eisenbahntechnik der Vergangenheit. Ein besonderer Lost Place für Technikliebhaber.

 

Geschichte:

Mit der Eröffnung der Kaiserin Elisabeth-Bahn in den 1850er Jahren erhielt das westliche Niederösterreich seine erste Eisenbahnstrecke. Zweigstrecken in das südlich davon gelegene Alpenvorland wurden bis 1877 von den Niederösterreichischen Südwestbahnen in Form der Leobersdorfer Bahn und der Erlauftalbahn errichtet. Eine weitere Erschließung der Region in der Fläche scheiterte vorerst an den finanziellen Mitteln, so auch das Projekt einer normalspurigen Bahn von Melk nach Mank.

Durch das im Jänner 1895 beschlossene Niederösterreichische Lokalbahngesetz und die damit verbundene Schaffung des Niederösterreichischen Landeseisenbahnamtes im Mai desselben Jahres wurden der Bau und die Finanzierung von Lokalbahnen wesentlich erleichtert. Am 6. Februar 1895 beschloss der Niederösterreichische Landtag den Bau der Pielachtalbahn als erstes Teilstück der geplanten Mariazellerbahn. Jenes Projekt wurde um eine Zweigstrecke nach Mank an Stelle der ursprünglich gewünschten normalspurigen Verbindung erweitert. Die Konzession für beide Bahnen wurde am 11. Juli 1896 erteilt. Baubeginn der in Ober-Grafendorf von der Pielachtalbahn abzweigenden Bahn nach Mank war im September 1897, nach 13 Monaten war die 18 Kilometer lange Strecke fertiggestellt. Der öffentliche Verkehr wurde nach Erteilung der Benützungsbewilligung am 27. Juli 1898 aufgenommen. Den Betrieb auf beiden Ästen der Aktiengesellschaft der Lokalbahn St. Pölten–Kirchberg an der Pielach–Mank übernahm das Landeseisenbahnamt – die späteren Niederösterreichischen Landesbahnen – selbst. Von Anfang an war eine Verlängerung nach Wieselburg an der Erlauf oder Gresten angedacht gewesen.

Die Züge wurden zunächst mit den auch auf der Stammstrecke eingesetzten Lokomotiven der Reihe U als gemischte Züge (Güterzüge mit Personenbeförderung) mit zweiachsigen Reisezug- und Güterwagen geführt. Es gab nur zwei fahrplanmäßige Zugpaare mit Wagen zweiter und dritter Klasse, die ab Ober-Grafendorf verkehrten, Fahrgäste nach und von St. Pölten mussten umsteigen. Zwischen 1904 und 1908 kamen zusätzlich die Dampftriebwagen 10–12 auf die Manker Strecke, mit denen das Angebot kostengünstig ausgeweitet werden konnte.

Der wirtschaftliche Erfolg stellte sich zunächst jedoch nicht in gewünschtem Umfang ein. Bereits in den 1930er-Jahren ist ein erster Antrag auf Einstellung des Betriebes belegt, der jedoch vonseiten der zuständigen Behörden 1937 abgelehnt wurde. Bestrebt, den teuren Dampfbetrieb einzuschränken, wurden 1934 zwei Diesellokomotiven in Dienst gestellt. Die beiden als BBÖ 2040/s bezeichneten Maschinen waren jedoch von nur geringer Leistung und konnten die Steigungen der Lokalbahn nur mit maximal drei zweiachsigen Personenwagen bewältigen.

Nach dem „Anschluss“ 1938 wurden Mariazellerbahn und Zweigstrecke, wie alle österreichischen Bahnen, in die Deutsche Reichsbahn eingegliedert. Im Kriegsjahr 1945 wurden die Bahnanlagen in Ober-Grafendorf von der Wehrmacht gesprengt.

Ab etwa Mitte der 1990er-Jahre wurde als Maßnahme der Kapazitäts- und Effizienzsteigerung im Güterverkehr der Umbau der Strecke Wieselburg – Gresten auf Normalspur geplant und nach Klärung der Finanzierung 1997 beschlossen. Die beförderte Frachtmenge war von circa 20.000 Tonnen im Jahr 1984 auf 140.000 Tonnen im Jahr 1997, dem letzten Jahr mit ausschließlich Schmalspurbetrieb, angewachsen. Der letzte Schmalspurgüterzug wurde am 3. April 1998 als Sonderzug mit der Dampflokomotive Mh.6 in Verkehr gesetzt, mit der Abtragung der Schmalspurgleise wurde unmittelbar darauf begonnen. Während des Umbaus wurden die Transporte für die Industrie in Gresten ersatzweise über die Erlauftalbahn und ab dem Bahnhof Neubruck auf der Straße abgewickelt. Die Normalspurbahn wurde bis auf zwei Ausnahmen mit einem Mindestbogenradius von 150 Metern trassiert, die Höchstgeschwindigkeit wurde auf 40 km/h festgesetzt. Ladestellen für den Güterverkehr wurden in den Bahnhöfen Steinakirchen am Forst, Wang, Randegg-Franzenreith und Gresten eingerichtet. Da eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs nicht vorgesehen war, wurden die anderen Haltestellen aufgelassen. Am 16. November 1998 fuhr der erste Güterzug auf der Normalspur. Der Verkehr wird wie zuvor auf der Schmalspur im Zugleitbetrieb abgewickelt. Mit Ende 1998 wurde der Güterverkehr auf dem schmalspurig verbliebenen Abschnitt der „Krumpe“ und der Mariazellerbahn eingestellt.

Der Streckenteil östlich von Wieselburg hatte mit dem Umbau der ertragreichen Grestner Strecke seine Funktion als Zubringer von Fahrzeugen in Richtung St. Pölten verloren. Der Personenverkehr zwischen Ruprechtshofen und Wieselburg wurde schon vorher nur mäßig angenommen, eine zusätzliche Ausdünnung des Fahrplanes führte zu weiterer Abwanderung von Fahrgästen auf andere Verkehrsmittel und ab 15. Februar 2000 wurde die Strecke im Schienenersatzverkehr mit Autobussen bedient. Am 15. Dezember 2002 wurde auch der Verkehr zwischen Mank und Ruprechtshofen eingestellt. Der Personenverkehr auf dem Reststück von Ober-Grafendorf bis Mank wurde mit Triebwagen der Reihe 5090 weiterhin betrieben, einzelne Kurse wurden von Mank durchgehend bis St. Pölten geführt. Im Jänner 2010 wurde beschlossen, dass die Krumpe mit Stichtag 1. Jänner 2011 vom Land Niederösterreich übernommen wird. Ob die Stichbahn zwischen Ober-Grafendorf und Mank weiterbetrieben oder eingestellt wird, war längere Zeit offen, man entschied sich schließlich, die Krumpe mit 11. Dezember 2010 stillzulegen. Die Orte an der Strecke werden seither durch Autobusse erschlossen.

 

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